Über 30.000 Euro im Monat sparen mit Bootstrapping - Ein Review

Andreas Klassen, Autor und Verfasser des deincto.de Blogs
Andreas Klassen Aktualisiert 02.01.2022
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"Bootstrapping bezeichnet eine Finanzierungsart der Unternehmensgründung, die gänzlich ohne externe Finanzierung / Fremdkapital funktioniert und bei der Gründer auf externe Hilfe verzichten und eigenständig finanziert ein Unternehmen aufbauen."

Ich vergleiche Gründer, die sich für Bootstrapping entscheiden, gerne mit Piraten. Man ist auf der Suche nach dem großen Schatz, wobei jeder im Team eine Vision im Kopf hat und gemeinsam in einem zusammengeschusterten Boot über die Weltmeere gesegelt wird.

Funkelnde Yachten rauschen an einem vorbei und für einen kurzen Augenblick ist man neidisch auf das moderne Equipment und die funkelnde Lackierung, doch mit dem Fernrohr lässt sich beobachten, wie schnell der Sprit bei diesen Yachten dann doch leer wird und die Crew sich ins Rettungsboot abseilt. Da man selber vom Wind abhängig ist, ist man dementsprechend langsam unterwegs, aber unbeirrt richtet man stets die Segel nach dem Wind und lässt sich ans Ziel treiben!

Bootstrapping ist auch die Finanzierungsart, welche wir für unser Startup gewählt haben. Selbstständig machen ohne Eigenkapital, oder zumindest mit sehr wenig!

Vorteile von Bootstrapping:

  1. Immense Motivation, da selbstverständlich das eigene Kapital nicht verbrannt werde sollte. Ständig konfrontiert mit dem Geldmangel (und dem daraus resultierenden Scheitern) wird um einiges motivierter agiert und nicht über unnötige Dinge debattiert. Wenn man es mit eigenen Mittel geschafft hat, kann man im Nachhinein dann umso stolzer sein!
  2. Du gibst keine Kontrolle beziehungsweise Anteile deiner Firma ab. Keiner kann dir reinquatschen und dir bleibt das Maximum an Entscheidungsfreiheit.
  3. Durch permanente Kosteneinsparungen und die Burn-Rate im Blick, stellst du ein sehr „lean“ aufgestelltes und effizientes Business auf die Beine. Klar strukturiert und hoch profitabel im besten Falle.

Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich sagen, dass die gesteigerte Motivation vorhanden ist! Man muss seine Ressourcen optimal nutzen, kreativ werden und sich in vielen Fällen etwas einfallen lassen! Dabei können wirklich neue Ideen und Herangehensweisen entstehen, die Konventionen gebrochen und die Effizienz gefördert werden.

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Auch, dass man die volle Kontrolle über sein Unternehmen behält ist ein großer Vorteil. Durch unser equity-based Development haben wir einige Startups begleitet, die zu viel Kontrolle abgegeben haben und dafür im Gegenzug wenig Return! Ein Investor kann ein Startup auf das nächste Level bringen, aber mit zu viel Mitspracherecht kann er auch im Zweifel das Gründerteam spalten und aus dem Unternehmen werfen.

Nachteile von Bootstrapping:

  1. Dadurch, dass du keinen Investor im Boot hast, kannst du nicht von seinem Know-How und Netzwerk profitieren, was in einigen Fällen wertvoller als Kapital sein kann. Auch können durch Unwissenheit Fehlentscheidungen getroffen werden, da auch niemand einschreitet.
  2. Fehlendes Kapital kann einen zu hohen Druck erzeugen, wobei Wachstum und die Einstellung von Mitarbeitern erschwert wird.

Auch haben wir einige Startups begleitet, denen ein Business-Angel mit Know-how und Netzwerk gut getan hätte. Man darf nicht vergessen, dass es in den meisten Fällen gut vernetzte und gestandene Unternehmer sind, die auch mit ihrem eigenen Kapital in euer Unternehmen investieren und somit genauso das Risiko für Misserfolg tragen.

Bootstrapping in der Praxis angewandt

Bei der Gründung eines Unternehmens sollte die Liquiditätsplanung zu den höhsten Prioritäten zählen. Wir sind schon seit über 3 Jahren „auf Bootstrap“ und finanzieren uns selber. Konsequent zu Ende gedacht bedeutet nicht, dass auf Sparflamme agiert werden sollte, sondern eher das Maximum rausholen und auf „Fancy Stuff“ zu verzichten. Es hat mein Denken in vielen Sachen geändert und relativiert!

„Brauch man das jetzt wirklich? Geht das nicht umsonst? Gibt uns diese Ausgabe einen Return?“

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sind die Fragen, die wir uns immer gestellt haben. Jeder Cent ist wichtig, denn eigenes Geld ausgeben tut weh, vor allem Geld, dass durch das Steuersystem geflossen ist und man somit nur noch das Netto in der Tasche hat. Natürlich kommt man ins grübeln, wenn man ständig von Millionen Finanzierungen liest und dann sieht, wie absurd das Geld der Investoren verbrannt wird. Mit seinem eigenen Geld würde niemand so handeln!

Never buy new what can be bought second-hand
Never buy what can be rented
Never rent what can be borrowed
Never borrow what can be begged
Never beg what can be salvaged
- Das Bootstrapping Mantra

Im folgenden werden ein paar Kostenstellen vorgestellt, bei denen man sparen kann:

Team / Co-Founder:

Das Team wird oft als wichtigster Aspekt für ein erfolgreiches Unternehmen gesehen! Dem stimme ich zu 100% zu und würde sogar noch hinzufügen, dass das Team von aller größter Bedeutung ist, besonders wenn man bootstrappen will. Ein diversifiziertes Skillset des Gründerteams ist am wichtigsten.

Was kostet ein Steuerbater? Definitiv nicht wenig! Wenn ein BWL'er im Team ist, kann er sich um die Buchhaltung und Steuern kümmern, sodass man sich den Steuerberater fast sparen kann. IT'ler können als CTO fungieren und die meisten technischen Angelegenheiten klären.
Designer im Team können sich um jegliche gestalterischen Aspekte kümmern.
Vertriebsorientierter Mitgründer können sich um Marketing und Vertrieb kümmern.
Abhängig von eurem Business kann der eine oder andere Skill wichtiger sein und größere Einsparungspotentiale bieten.


Einsparungspotential > 10k im Monat

Büro:

Natürlich ist ein schönes Büro auch etwas was man gerne präsentiert und wo man morgens wirklich gerne hinkommt. Inzwischen gibt es aber viele Alternativen. Arbeiten von zuhause aus ist wohl die aller offensichtlichste Möglichkeit. Wenn man nicht von zuhause aus arbeiten will, kann es beispielweise wie digitale Nomaden machen und in ein Land fliegen, in dem die Lebenshaltungskosten niedrig sind. Es gibt aber auch viele Kaffees mit kostenlosem W-Lan Zugang.

Co-Working Spaces erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Hier kann man sich aber auch den Weg komplett einsparen, direkt von zu Hause aus arbeiten und sich in den eigenen vier Wänden ein „Büro“ einrichten. Wir haben uns ein kleines Büro angemietet, da wir aus eigener Erfahrung zu Hause nicht sonderlich produktiv arbeiten konnten. Allerdings haben wir es in unserer Heimatstadt gemacht, wo der Mietspiegel im Vergleich zu den größeren Startup Hochburgen in Deutschland um ein vielfaches geringer ist.


Einsparungspotential für Büro: 500-1000€ im Monat!

Designer:

Ein gutes CD (Corporate Design), ein Logo oder Visitenkarten kann man heutzutage auch ganz günstig bekommen, ohne eine teure Agentur beauftragen zu müssen. Mit ein einfachen Suche kann man viele kleinere Designaufträge bei fiver.com erledigen lassen. Eine etwas aufwendigere Methode, die sich aber langfristig auszahlen könnte, wäre die Möglichkeit, Studenten von der Uni zu akquirieren, welche sehr günstig und talentiert sind und auch noch mit der neusten Technik umgehen können. In vielen Fällen haben Sie auch ein gutes Auge für aktuelle Trends und zeitgemäße Gestaltung.


Einsparungspotential für Design-Agentur: 1000 - 3500€

Website:

Besonders bei der Website gibt es großes Einsparungspotential. Hier ein Guide für die perfekte Website. Mit wenigen Klicks kann man sich sehrngünstig eine Wordpress Website zusammenklicken. Von Standard-Website Buildern bei euren Hostern würde ich euch abraten, da diese meist nicht zeitgemäß sind. Auch die gleichnamige HTML Library „Bootstrap“ kann man mit rudimentären HTML-Kenntnissen modifizieren und nach seinen Wünschen anpassen.


Einsparungspotential für Website 500 – 3000€

Marketing:

„Content is King“, das gilt besonders für Marketing. Um beim Marketing viel rauszuholen ist die eigene Reichweite aufbauen der günstigste und beste Weg, welcher allerdings auch am längsten dauert. Einen eigenen Blog, eine Facebook Gruppe, eine Instagram-Seite oder einen Youtube Channel starten, die ihr kontinuierlich mit Content füllt, wäre hierbei meine Empfehlung. Das ist zwar eine menge Arbeit, aber so baut ihr am besten eine Audience auf, die highly-engaged, loyal und an euch interessiert ist!

Großflächige PPC-Kampagnen und Performance-Kampagnen können anfangs natürlich einen dicken Schub geben, aber wenn es um maximale Kosteneinsparungen geht, ist der lange „beschwerte“ Weg der richtige. Besonders in Zeiten, in denen direkte Werbung immer weniger Beachtung geschenkt wird, sind authentische Dokumentationen oder Communities der Key! Auch solltet ihr euch mit Journalisten und Bloggern vernetzen, die noch nicht so groß sind, damit diese gerne über euch schreiben. Das Einsparungspotential ist immens, aber nicht in Zahlen zu fassen. ROI ist dabei abhängig von Reichweite und Nische!


Einsparungspotential immens aber nicht in Zahlen zu fassen, ROI abhängig von Reichweite und Nische!

Networking:

Ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir jemals für Tickets bei einer Messe oder einem Event gezahlt hätten (Google/ LinkedIn und Xing sei Dank). Ich würde euch raten vor jeder Messe nach Gratistickets zu suchen. Wenn man nicht fündig wird: einfach die Veranstalter oder Verantwortlichen bei Xing oder LinkedIn aufsuchen und connecten. In den meisten Fällen bekommt man vergünstigte oder sogar komplett kostenlose Tickets. Für die jüngeren Gründer gibt es immer Studenten-Tickets, die um ein vielfaches günstiger sind!


Einsparungspotential 50-400€ pro Event / Messe

Studieren:

Während einer Gründung eingeschrieben zu sein birgt auch noch viele weitere Vorteile. Wie beim Networking schon angeschnitten, gibt es für jedes Event Studentenrabatte. Auch kann man den Campus als Büro nutzen,denn eine günstige Mensa bietet jede Uni und das Hochschulangebot, dass innovative Ideen fördert und unterstützt, wird immer besser in Deutschland. Auch das Netzwerk einer Hochschule sollte man nicht unterschätzen, genauso wie den Einfluss und die Ratschläge von Professoren.
Einsparungspotential bis zu 1000€ im Monat

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